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Überleben mit dem Surfstick

Kann heutzutage ein Surfstick mit einem günstigen Prepaid Datentarif einen DSL Zugang ersetzen?

Vertraut man einigen Werbeaussagen, so ist der Internetzugang mit Surfstick über das Mobilfunknetz eine einfach zu realisierende und schnelle Alternative zum herkömmlichen DSL-Anschluß über das Festnetz. Leider ist das nicht ganz so einfach und dabei liegen die Fallstricke durchaus im Detail. Meine Erfahrungen mit Vodafone, Fonic und AldiTalk zeigen, dass sowohl die Tarifstruktur,  als auch die Volumengrenzen bisher eher für Wenignutzer mit kleinem Verbrauch (z. B. mit dem Smartphone) geeignet sind.

Eigentlich hätte ich es besser wissen müssen, aber ich wollte diese dunkle Ahnung nicht an mich heran lassen.  Gemäß Murphys Gesetz – alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen – klappte bei unserem Umzug die DSL-Umstellung ganz und gar nicht reibungslos. Das Ergebnis war eine 4-wöchige Zwangs-DSL-Pause für mich.

Aber, zum Glück gibt es Surfsticks!!!

In dem einen oder anderen Urlaub hatte ich schon erste Erfahrungen mit dem ‚Methadon‘ für DSL-Junkies gesammelt, nicht immer die besten, aber manchmal ging es. Diesmal wähnte ich mich auf der sicheren Seite, lebe ich doch mitten im Ruhrgebiet! Die sonst üblichen Empfangsprobleme abgelegener Urlaubsregionen sollten mich hier nicht ereilen und bei Problemen mit Technik / Anbieter könnte ich einfach auf an jeder Ecke erhältliche Alternativen ausweichen.

Also den Surfstick an die USB-Buchse des WLAN-Routers angeschlossen und schon öffnet dieser begierig die neue Internetverbindung. Die sonst übliche Quelle über das DSL Modem war ja schließlich kläglich versiegt.  Ziel ist, das interne Netz, bestehend aus Smartphones, Tablet-PCs, zwei Computern und einem Internetradio möglichst ohne Anpassungen per UMTS mit einem Internetzugang zu versorgen. Soweit der Plan. Ich brauchte nur noch einen passenden Anbieter.

Vodafone

Vodafone hatte sich einige Wochen zuvor bei mir nicht gerade beliebt gemacht, als sie meine CallYa-Sim-Karte ohne Ankündigung deaktivierten, obwohl darauf noch Guthaben vorhanden war. Als ich sie an einem verlängerten Wochenende in einem abgelegenen Nest in Ostfriesland dringend benötigte, ging plötzlich nichts mehr. Nun ja, die Websession-Preise (1 Tag – 3,95 €, 30 Tage – 39,95 €) waren sowieso nicht mehr zeitgemäß (und wurden auch in diesem Jahr gesenkt). Mein Restguthaben zurück zu fordern und die Entfernung des Sim-Lock aus dem Surfstick zu beantragen können mich noch einiges an Zeitaufwand kosten – Freiwillig rücken die das jedenfalls nicht heraus.

Fonic

Also versuchte ich es mit Fonic. Die versprachen eine deutlich günstigere Tagespauschale mit eingebauter Kostenbremse: 10 Tage pro Monat bezahlen, den Rest des Monats kostenlos weitersurfen. Bei einer Tagesflatrate von 2,50 € kommt man also in keinem Monat auf Kosten von über 25 €. Hört sich doch gut an (Update: Der Preis für die Tagesflat wurde vor wenigen Tagen auf 1,99 € gesenkt).

Ziemlich schnell merkte ich jedoch, dass die ‚Flatrate‘ von 500 MB pro Tag eher knapp bemessen ist. Schon am ersten Tag lief ich in die Drosselung und surfte nun mit unglaublichen 64 kBit/s (Maximum) – quälend langsam ist eher noch positiv beschrieben.

Allein der Aufruf der Fonic-Webseite, um z.B. den eigenen Verbrauch zu checken, erfordert das Laden mehrerer Megabytes und dauert in etwa eine Viertelstunde! Dadurch wird ein nicht unbeträchtlicher Teil des kostbaren Volumens verschwendet denn selbst Volumen, das man in gedrosselten Zeiten verbraucht, wird munter vom Volumenkontingent abgezogen – meines Erachtens nicht korrekt. Zudem wird das verbrauchte Volumen in „Mein Fonic“ erst 24 bis 36 Stunden verspätet ausgewiesen, dadurch ist eine kluge Verbrauchsplanung nahezu unmöglich.

Das Perfide ist jedoch eine zweite (!) Volumenbegrenzung auf 5 Gigabyte pro Monat. Hat man in den ersten Tagen des Monats die 500 Megabyte einige Male aufgebraucht oder überschritten, so bleibt für den Rest des Monats kein Datenvolumen mehr übrig und die Kostenbremse erweist sich als veritable Surfbremse. Man kann noch nicht einmal zusätzliches Volumen hinzu buchen, sondern ist gezwungen sich einem anderen Anbieter zuzuwenden.

AldiTalk

Bei AldiTalk sind die Kosten  etwas geringer: Die Tagesflatrate kostet 1,99 € bei einem Volumen von 1 Gigabyte, alternativ kann die 30 Tage ‚Flatrate‘ für 14,99 € mit enthaltenen 5 Gigabyte gebucht werden. Wer nicht aufpasst und unter Zeitdruck die Sim-Karte aus dem Starterpaket mal schnell als Internetzugang verwendet ohne eine dieser ‚Flats‘ vorher zu buchen, der landet in einer Kostenfalle: das Startguthaben (10 €) reicht dann gerade mal für den Aufruf von ein paar Webseiten (etwa 40 Megabyte) und ist in kürzester Zeit aufgebraucht.

Ein Fazit

Zusammenfassend ist ein Surfstick nur für Wenignutzer geeignet. Aber auch der muss aufpassen: Es gibt für’s Geld zu wenig Datenvolumen. Auch wenn von Flatrate die Rede ist, ist das Volumen beschränkt. Die Drosselung der Geschwindigkeit bei Erreichen der Volumengrenze liegt unter einem Niveau mit dem noch einigermaßen gesurft werden kann und noch nicht einmal die 64 kbit/s werden einem garantiert. Kostenfallen lauern wenn man nicht alle Tarife des Anbieters genauestens kennt. Die Tarife sind unflexibel (selten gibt es Möglichkeit Volumen hinzu zu buchen). Nicht genutztes Volumen verfällt. Die verzögerte oder fehlende Informationen über das bereits genutzte Volumen macht kluges Umgehen damit unmöglich.

Leider wird in diesen Markt der Goldgräber und des schönen Scheins zu wenig im Sinne der Verbraucher eingegriffen, weder von Seiten der Politik, noch durch die Bundesnetzagentur. Kostenfallen und teuere Mini – Volumenkontingente sollten nicht erlaubt werden und eine akzeptable Geschwindigkeit bei gedrosselter Leitung sollte den Anbietern vorgeschrieben werden.

Ein Kommentar

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